2002 - Besitzerwechsel und neue Chance

Blick von der anderen Havelseite
Ansicht von der gegenüberliegenden Havelseite mit den Schiffswinden der ehemaligen Wiemann-Werft.

Persönliche Bemerkungen

Ich kannte das Haus in der Altstädtische Großen Heidestraße 1/2, war beeindruckt von der Schönheit des barocken Baukörpers mit seiner maßvollen Fassade und dem mächtigen Dach wie auch von der Lage im Straßengeflecht der Altstadt. Nicht zuletzt hatte es mir die Hof- und Havelseite der Baugruppe angetan, welche aus dem denkmalgeschützten Haus (Wassertorpalais) und seinem nicht denkmalgeschützten Anbau (Gerberhaus) gebildet und durch einen großen Lindenbaum an der Ecke des Grundstücks wunderbar vervollständigt wird.

Als dieses Ensemble dann 2002 zum Kauf angeboten wurde, hatte ich nur den Reiz des Ganzen im Blick. Die Erkenntnis vom dramatischen Ausmaß der verborgenen Bauschäden kam erst später. Dass das notwendige Sanierungsvorhaben nicht als bloße Liebhaberei scheiterte, verdanke ich zwei erfahrenen Brandenburgern, dem Baubetreuer, Herrn Joachim Nickel, Nickel Immobilien, und dem Architekten, Herrn Dipl.-Ing. Martin Braunschweig. Und Dank schulde ich Frau Anja Castens vom Amt für Denkmalschutz der Stadt Brandenburg für ihre Kooperation bei dem ganzen Vorhaben.

Für den denkmalgeschützten Teil des Projektes bestand mein Anliegen darin, den Barockbau nicht mit Funktionen zu überlasten und die Logik des alten Grundrisses soweit wie möglich wieder herzustellen. Das führte zu einer internen Abtrennung des zweiten Hauses (Gerberhaus), welches einmal zur Erweiterung angebaut worden war und bis dahin weder eine eigene Innentreppe noch einen straßenseitigen Eingang besessen hatte. Die beiden Häuser erhielten jetzt ihre Namen ›Wassertorpalais‹ und ›Gerberhaus‹.

Beim Äußeren des Barockhauses dachte ich, seinen palaisartigen Charakter zu betonen. Mit dem einfachen Mittel der Neuplatzierung der Dachluken sollte der Rhythmus der siebenachsigen Fassade aufgenommen werden. Auf der Hofseite erhielt die Gebäudemitte durch Balkon und darunter durch Terrasse und Treppenaufgang einen kräftigen Akzent.

Der Hof ist ein weiteres Mittel, in gewisser Weise den Charakter eines barocken Stadthauses zu betonen. Die klare, ruhige, von einer (zukünftig hohen) Eibenhecke begrenzte Hoffläche soll für alle Hausbewohner einen intimen Raum schaffen, der sich über die Tore, welche nach einem Vorbild in Locarno entstanden sind, auch zum städtischen Raum hin öffnet.

Ulrich Wiesner